Materialismus - Metamorphose Gibbs - Marcel Hardung - Marcus Kaiser - Julia Lohmann - Günter Thorn
vom 21.05.2021- 31.10.2021
Material und Leben ist ein Raum aus Zeit: Eine Ausstellung zum Zustand von Fragilität und Brüchigkeit des Materials als eine Momentaufnahme des Weltzustands in unserer Zeit.  Die Werke in der Ausstellung sind ein Zeitbild, bei denen das Material symbolischen  Charakter gewinnt. Veränderungsprozesse finden statt. Die technische und digitale Welt bekommt Sprünge, wird fragil, strukturiert sich um.
Mit ihren Rauminstallationen schaffen die Künstler einen Parcours aus unterschiedlichsten, häufig industriellen Werkstoffen, Beton, Glas, Holz, bemaltes Aluminium, Stahl, große mit Prägungen versehene Papierbahnen in großer Labilität, Fragilität, Mutation.
Die verwendeten Materialien scheinen brüchig zu werden, Risse zu bekommen, den Raum in immaterielle Schwingung zu versetzen. In diesem Mutationsprozess der Materialsprache liegt der ästhetische und erkenntnistheoretische Zusammenhalt der Präsentation. Ein Katalog zur Ausstellung ist erschienen.
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MUT   -- Anna C. Becker  24.11.2018 -2.02.2019.

Am 24. November 2018 öffnet die SchaalseeGalerie in Dargow ihre Pforten für die Ausstellung der Hamburger Künstlerin Anna C. Becker, ihres Zeichens einst gefeierte Graphikerin und Gestalterin, nunmehr mit freien Arbeiten - Collagen und Objekten- allesamt überschrieben mit dem herausfordernden Titel.
Mut brauchte die Künstlerin zur Wieder-Aufnahme ihrer kreativen Tätigkeit nach dem herben Verlust ihrer Sprache und der Beweglichkeit ihres Körpers und Gliedmaßen nach einem schweren Schlaganfall, der mit einem Schlag nicht nur ihre berufliche Karriere vorzeitig beendete, sondern auch die Fähigkeit zu uneingeschränkter Kommunikation und Weiterentwicklung ihrer Kreativität und künstlerischem Ausdruck.
"Sprachverlust, das ist nicht weniger als Weltverlust." schrieb Siegfried Lenz in seinem Roman DER VERLUST, dessen Protagonist ebenfalls an Aphasie leidet und sich auf die Suche nach den verlorenen Wörtern begibt, die zwar in seinen Gedanken leben, aber den Weg zum Mund nicht finden. Bei Anna S. Becker kommt die halbseitige Lähmung erschwerend hinzu, die ihr Gehen, aber auch den Gebrauch von Pinsel, Stift und den üblichen Malutensilien so ungeheuer beeinträchtigen, ja partiell unmöglich machen.
MUT - braucht es allerdings reichlich, sich von diesem schweren Schicksalsschlag nicht niederschlagen zu lassen, dem Drang nach Ausdruck, Leben schlechthin weiter zu folgen, auch und gerade dann, wenn die Physis es einem so schwer macht, aber der Geist doch nach wie vor so rege ist.
Anna C. Becker hat wieder Mut gefasst: die sprachliche Unzulänglichkeit durch eine ihr mögliche Ausdrucksform zu kompensieren, in der dem Betrachter ihre Erlebniswelt - die Erlebniswelt eines schockhaft aus dem normalen Lebenszusammenhang gerissenen Menschen - bildhaft mitzuteilen und diese verständlich zu machen mit den wenigen ihr zur Verfügung stehenden künstlerischen Mitteln: das sind ihre wunderschönen Collagen, Assemblagen von vorgefundenen Objekten. Thematisch kreist ihr Schaffen um das erlittene Schicksal: Schlaganfall; die Außerdienststellung einzelner Partien ihres Gehirns und die Einschränkungen ihrer Beweglichkeit.
Es gelingt ihr in dieser Auseinandersetzung Erstaunliches: die Entwicklung einer Formensprache, die ihresgleichen sucht in der Auswahl und Präsentationsform ihrer Gegenstände vor Allem aber auch die teilweise Verlagerung früherer Fähigkeiten der rechten Hand auf die linke, die ihr Gestaltung überhaupt erst wieder ermöglicht!
Dabei greift sie auf Kombinationen von objets trouvés (gefundene Gegenstände) und Textpartikel, die, unter Glasglocken gestellt, eine eigentümliche Wertigkeit belegen, die wir aus der Präsentation von naturwissenschaftlichen Volieren kennen. Da treffen an das Gehirn gemahnende Walnusshälften auf dekupierte malende- Hand-grafiken, paaren sich mit lädierten Puppen und äußern so nonverbal eine Sprache des Leidens, die den Vergleich mit so namhaften Vorbildern wie Frida Kahlo oder Hannah Höch - erstere wie sie Opfer eines tragischen unverschuldeten Unfalls - nicht zu scheuen brauchen. Wie die Arbeiten dieser scheuen sich Annas Arbeiten nicht vor surrealen und rätselhaften Querverweisen, die ihrer Erinnerung, ihrer Befindlichkeit und gegenwärtigen Erlebniswelt entstammen, wobei die darüber gestülpten Glasglocken die jeweiligen kleinen zerbrechlichen Kosmoi schützend umspannen und zum zentralen Markenzeichen ihrer Kunst werden.
Anna C. Becker's ästhetische Möglichkeiten wuchsen mit dem Mut zur intensiven Auseinandersetzung mit ihrem Schlaganfall und kreierten so einen Kosmos gestalterischer Möglichkeiten, die dem Betrachter einen tiefen Einblick in die Beschädigungen der Erfahrungswelt einer Schlaganfallpatientin zulassen, zugleich aber auch den Horizont der Chancen beschreiben, den die aktive Auseinander- setzung mit der Krankheit eröffnet: Überwindung der Sprachlosigkeit und Eliminierung des durch die Krankheit verhängten Schweigens mit den Mitteln der bildenden Kunst. Das Annas Arbeiten über bloße Selbsttherapie weit hinausgehen, mag allein schon die Vielzahl und Diversität der von ihr geschaffenen Objekte belegen. Vor Allem belegen sie eines: MUT
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FIGUREN :: Eve Doris Böhm :: April - August 2018

Die SchaalseeGalerie zeigt in Ihrer thematischen Ausstellung erstmalig Malerei, Tuscharbeiten und Mischtechnik – insgesamt 33 Arbeiten - zum Thema FIGUREN von Eve Doris Böhm.Eve Doris Böhm ist dem Kunstpublikum vor allem durch ihre abstrakten Werke bekannt die vor einigen Jahren in der SchaalseeGalerie präsentiert wurden.Dabei befasst Sie sich in vielen ihrer Arbeiten, Malereien und Tuschezeichnungen mit dem menschlichen und tierischen Wesen an und für sich. Ihre gekonnt gemalten Ur-Tiere sind interessante lebendige Malereien die fast plastische wirken. Die sorgfältig überlegten Bildtitel wie Altamira, Urtier, Pferd oder Tierwesen weisen auf  das Phänotypische hin.Die Tiergestalten, gemalte Urwesen erinnern an den Begriff aus Goethes Metamorphosenlehre; das Urbild (Idee, begrifflich Urgestalt), aus dem man sich alle Tierarten durch Abwandlung (Metamorphose) hervorgegangen denken kann, wie das Goethe schon zuvor mit der Urpflanze für die Pflanzenwelt gezeigt hatte. Auch die menschlichen Figuren von Eve Doris Böhm, die den Menschen in seinem inneren und äußeren Spannungsbogen zeigen, haben etwas Prototypisches. Sie stehen stellvertretend für uns alle und unser tägliches Erleben, Stimmungsschwankungen und das Auf und Ab des Lebens.Bildtitel wie Liebe, Traurigkeit, Bürde, Ich in meinem Körper weisen auf die innere Dimension hin, die manchmal in wenigen Strichen zu Tage tritt uns aber unmittelbar anspricht und genau dieses Erleben spürbar macht, quasi im Strich auf dem Blatt nachvoll
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nach der Natur … Rolf Kuhlmann --- Naturstudien 09.2017- 28.01.2018
Wir präsentieren jüngste malerische Studien des Kölner Malers Rolf Kuhlmann - detailreiche Bildkompositionen nach der heimischen Natur mit Wald- und Gartenmotiven, einzelnen Pflanzen- , Obst- & Gemüsedarstellungen, die ursprünglich als Vorlagen und Studien für spätere großformatige Kompositionen dienten und in ihrer Anmutung die Nähe zu ähnlichen Motiven von Maria Sybilla Merian aus dem 17. Jhdt. bewusst suchen. Was eigentlich in Aquarell- und Gouachetechnik gehaltene Vorstudie für die großformatigeren und in Öl gefertigten Hauptwerke war, bekam durch diese Auseinandersetzung mit dem Merianschen Vorbild eine Eigendynamik in der Suche nach dem Wesen der dargestellten Sujets, die in die Eigenständigkeit der kleinen Arbeiten mündete.
Rolf Kuhlmann, Absolvent der Kunstakademie Karlsruhe, schaut dabei tief ins Lehrbuch der Natur. Er nähert sich Gewürzpflanzen wie Borretsch, Beifuß, Salbei und Lorbeer, Früchten wie Erdbeeren, Brombeeren, Äpfeln und Quitten, Gemüse wie Karotten, Grünkohl, Kohlrabi, Lauch und Erbsen aber auch Blumen wie Krokus und Rhododendron auf seine spezifische Weise, die den dargestellten Motiven neues Leben einhaucht.     Seine luftigen Studien werden zu quirlig-lebendigen, geheimnisvollen kleinen Bildern, die auf dem Hintergrund noch die Pinselführung des Kölner Malers sichtbar lassen, die letztlich auch den entscheidenden Unterschied zu den berühmten Radierungen Maria Sybille Merians - seines Vorbildes - ausmacht. Sie verdeutlicht die Andersartigkeit von Rolf Kuhlmanns Studien: wo Maria Sybille Merian akribisch mit der Radiernadel an der naturnahen Blumen- und Pflanzendarstellung arbeitet, ist er frei vom absolut-ealistischen Darstellungszwang, die der neuen Erfahrungsweise von Natur im naturwissenschaftlich geprägten 17. Jhdt. geschuldet ist. Rolf Kuhlmann operiert aus einer gesellschaftlichen Situation heraus, in der die realistische Abbildung längst an Fotografie und digitale Medien abgetreten wurde. Insofern nimmt seine naturalistische Darstellung einen anderen Stellenwert an: Sie dient vor Allem der Unterstützung surrealer Motive seiner phantasmagorischen Triptychen und lässt Raum für einen expressiven Gestus, der die Lebendigkeit der abgebildeten Naturgegenstände betont.


Helga Weihs -  26.03-06.08.2017
Helga Weihs, Jahrgang 1952, ursprünglich Malerin, Film- und Performance-Künstlerin kam über die Umwege der skulpturalen Auseinandersetzung mit Stein und Stahl zu dem Material, das auch heute noch ihr Bevorzugtes ist: Holz - und zwar ungewöhnlich für Plastiker - vor Allem Hartholz, das ihr durch seine klar geschichtete Struktur und architektonische Verwertbarkeit als Bauholz perfekt entgegenkam:
So nutzt sie es denn auch nicht wie Weichholz als plastisches Material, sondern als konstruktive Baustoffmodule  für geometrisch-minimalistische Formen, in denen sie sie zu ästhetischen Strukturen kombiniert, die selbst stark architektonischen Charakter haben: Schichten unterschiedlicher Farbe und Stärke in horizontaler und vertikaler Anordnung, mal mehr, mal weniger raumgreifend werden so zu Wandobjekten oder zu freistehenden Skulpturen oder verwandeln sich dem umgebenden Raum an - Helga Weihs weiß alle Register minimalistischer Raumanordnung systematisch zu ziehen und sprengt damit die traditionellen Grenzen klassischer Skulptur, indem sie den umgebenden Raum selbst zum Teil ihrer Arbeiten macht, diese ihn durchdringen und vereinnahmen lässt- als sei's ein Stück von ihnen.
Die SchaalseeGalerie ist stolz darauf mit der Kölnerin Helga Weihs eine Künstlerin zu präsentieren, die mit ihrer ästhetischen Klarheit und Strenge richtungsweisende Maßstäbe für innenarchitektonische Gestaltung und Design setzt; Kunst damit aus der musealen Ferne direkt in den Hausgebrauch zurückholt und das Material Holz neu erfahrbar macht durch ungewöhnliche Kombinationen. Ihre zahlreichen Ausstellungen im In-und Ausland, ihre Kooperationen mit Bühnenbildnern und Architekten zeigen, dass wir es hier mit einer herausragenden Repräsentantin zeitgenössischer Skulptur zu tun haben, deren Arbeiten nicht allein für Museen und den öffentlichen Raum bestimmt sind, sondern den Weg ins häusliche Ambiente gefunden haben.
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EVE-DORIS BOEHM 09.10.2016 - 15.03.2017
 Die Herbstausstellung der Schaalseegalerie ist dem Lebenswerk der Bresahner Künstlerin Eve-Doris Böhm gewidmet. Die Hamburgerin, seit mehr als zwanzig Jahren im Herzogtum Lauenburg lebend, hat in der kontemplativen Nähe zum Schaalsee ihre Kunst, fernab von urbaner Hektik, zu einem ungewöhnlich reichen und künstlerisch außerordentlich spannendem Oeuvre anwachsen lassen.
Eve-Doris Böhm ist ursprünglich interessiert an der inneren und äußeren Gefasstheit des Menschen in Bewegung. An John Neumeiers Ballettabenden in Hamburg studierte und skizzierte sie die Bewegungen von Tänzern und Tänzerinnen; es entstanden hunderte Skizzen, die später ausgearbeitet wurden– Tanz verwandelte sich in Malerei!
Eve-Doris Böhm bedient sich heute unterschiedlichster Techniken; in den 80er Jahren kam sie über das Aquarell zu experimentellen Malverfahren vor Allem mit Kreide und Tusche und konzentrierte sich neben der Farbgebung zunehmend auf Linien- und Strichführung. Nach dem Besuch einer großen ostasiatischen Ausstellung führte sie der Wunsch, die Schönheit und Kraft des Ausdrucks der alten chinesischen und neuen japanischen Tuschemalerei zur verstehen zum Studium bei Professor Tadashi Nangaku Kawamata, einem Meister moderner japanischer Kalligraphie, inspiriert durch den Geist des Zen.
Wir zeigen Bilder aus den letzten fünfzehn Jahren. Die dem Andenken an Kawamata verpflichteten Ölmalereien, Tuschebilder und Kreidezeichnungen sind Ausdruck der innerer Gestimmtheit, die - nach außen gewendet - in scheinbar chaotisch ungeordnete, bunte und scheinbar verwirrende graffitiartige Bilder münden, die bei genauerem Hinsehen ihre eigene Ordnung offenbaren: In ihnen spiegelt sich die tänzerische Bewegung der Malerin wieder, die den von unterschiedlichster Musik begleiteten malerischen Prozess inspirierte. So treffen in Eve-Doris Böhms Kunst die unterschiedlichsten Gattungen der Kunst in einer aufregenden Melange aufeinander: Musik, Tanz, Zeichnung, Malerei, asiatische Tuschespuren und Literarisches, von dem vereinzelt die Werktitel zeugen.
 Eve-Doris Böhm hat lange mit der Veröffentlichung ihrer Arbeiten gezögert. Die Schaalseegalerie ist stolz darauf, dass sie die Künstlerin zur Aufgabe ihrer Zurückhaltung stimmen konnte und ihre Arbeiten zum ersten Mal in größerem Umfang präsentieren zu dürfen.
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Ute Meta Kühn  - 12 Stunden, 25 Minuten .. im Rhythmus der Gezeiten. 04-07 2016
 

Bilder von Ute Meta Kühn, zum Thema 12 Stunden, 25 Minuten .. im Rhythmus der Gezeiten. Die Künstlerin führt uns nach Friesland, zu den Halligen.Sie kennt die Halligen und das Wattenmeer seit ihrer frühen Kindheit.  Ihr Interesse an der Natur des Wattenmeeres steckt tief in dieser Verwurzelung. Oft ist sie auch heute noch auf den Halligen im friesischen Wattenmeer unterwegs und genießt den Schlick des Meeresbodens, die Weite der Landschaft und alles was sich dort sonst an Tieren, Farben Formen, Vögeln dort auf besondere eigene Weise präsentiert. Die changierenden Lichtstimmungen und Schwingungen, und die unterschiedlichen Farben der Nordsee hält sie seit vielen vielen Jahren mit der Kamera fest. Unzählige Motive, unzählige Stimmungen, unzählige fotografische Aufnahmen sind ihr Fundus. Ikonische Bilder dieser Gezeiten-Szenerie haben sich auf die Dauer in ihr Gedächtnis eingebrannt. Aus diesem Reservoir schöpft sie, abstrahiert sie, das was sie sah/ und sieht und steigert dabei die Farben oft bis an ihre Grenzen. Die Stimmungen im Watt lassen es zu genialische und  eindrucksvolle Bilder der Lichtstimmungen der Küstenlandschaft zu schaffen, die den Betrachter mitreißen und selbst in diese Schwingung versetzen. Das Wattenmeer, das Licht, die Stimmung, der Charakter, das Lebendige, das Veränderliche.Die  Künstlerin unternimmt mit ihren Bildern den Versuch, unsere Wahrnehmung für eine besondere Naturlandschaft zu schärfen und erinnert an die Fragilität dieser Natur.

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Christiane Erdmann / Wulf Winckelmann : Von Landschaften & Tiere  16. August – 1. November 2015

 Gerade 25 Jahre ist es her, dass das Künstlerpaar Christiane Erdmann und Wulf Winckelmann erstmalig ihre Werke in der damaligen Backyard Gallery, dem Wiesbadener Vorläufer der jetzigen SchaalseeGalerie in Dargow, einem breiteren Publikum präsentierten.
Christiane Erdmann, Jahrgang 1950, in Istanbul und Berlin aufgewachsen, studierte Diplomdesignerin mit Schwerpunkt Keramik, Bildhauerei und Fotografie, hatte gerade Schweißgerät und Kamera gegen Kettensäge und Beitel ausgetauscht, ihren Fokus von Metallskulpturen auf Holzbildhauerei verlagert.  Dabei hat sie die Palette ihrer Motive von eher abstrakten Materialkombinationen auf Figürliches verschoben: lebensgroße Frauenskulpturen und zahlreiche Tierplastiken ganz unterschiedlicher Größe bilden den Kern ihres  gegenwärtigen Schaffens, von dem wir einen kleinen Ausschnitt zeigen.

  Zusammen mit den neuen Arbeiten von Künstler- und Lebenspartner Wulf Winckelmann, Jahrgang 1967, der seinerseits Designersoftware und PC um die breite Palette traditioneller und manueller Darstellungstechniken und sein Tätigkeitsfeld vom Grafik/Design in die Freie Kunst erweiterte. Standen am Anfang  seiner künstlerischen Karriere überwiegend abstrakte Arbeiten, in denen an chinesischen Lacktechnik orientierte Motive entstanden, so hat sich sein Schwerpunkt mittlerweile ebenfalls auf Figürliches,  Landschafts- insbesondere Seelandschaftsdarstellungen verlagert. Sich stets treu geblieben ist er in den arbeitstechnischen Experimente mit sich überlagernden Malschichten.
>  Aber hören wir den Künstler selbst: „Oft ist der Anfang unscharf, wie durch Milchglas betrachtet. Zunächst ahne ich vielleicht etwas wie das Meer; doch dann, nach und nach, werden Einzelheiten sichtbar“, schreibt Wulf Winckelmann über den Entstehungsprozess seiner Landschaftsbilder. „Weit oben, fast am Dünenrand haben die heftigen Brecher des Vorabends den Geruch zerschlagener Krebse zurückgelassen und lange Knäuel von Seegras und braunem Tang, der wie verheddertes Tonband über den Sand weht.“ Doch nur halb so gut könne er mit Worten beschreiben, was er mit Farbe auszudrücken vermag, sagt der gebürtige Freiburger, der sein Atelier in Wiesbaden hat, und der mit seinen Ausstellungen und Kunst-am Bau-Projekten weit im In- und Ausland unterwegs ist.
  „Ich stehe dort, auf dieser Tafel aus Sand, Feuchtigkeit atmend, zögernd; und dann, mit einem Mal, gehe ich los, mache einfach einen Schritt mitten hinein in dieses Bild.“
Was Wulf Winckelmann mit Spachtel und Farbe nach diesem Moment des Eintauchens in seine Erinnerung, beispielsweise an das Meer, oder die Moorlandschaften denen in Salem vergleichbar auf die Leinwand bringt, zeigt die SchaalseeGalerie in einer Auswahl jüngster Arbeiten zusammen mit einigen Tierskulpturen Christiane Erdmanns. Zwischen damals und heute liegen zahlreiche Ausstellungen der beiden in In- und Ausland und die stetige Weiterentwicklung und Verfeinerung ihrer Motive und Arbeitstechniken, die nicht nur öffentlich großen Anklang fanden, sondern auch namhafte Sammler anlockten. So finden sich mittlerweile ihre Werke in der Quandt-Sammlung, bei der UBS Bank, der Eurohypobank und bei chinesischen Sammlerpionieren, für die sie mittlerweile paradigmatisch für zeitgenössische deutsche Kunst stehen.

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NEUE BILDER: Moussa Sene Absa & Ulrike Arnold 30.11.2014 - 01.05.2015

"Ebony and ivory live together in perfect harmony." (Paul McCartney)
Zum Jahresende wartet die Schaalsee Galerie in Dargow mit einer sehr besonderen Ausstellung auf.
Seit ihrem Afrika-Aufenthalt im Senegal im Januar und Februar– eine Einladung des Goethe-Institutes in Dakar -  arbeitet die Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Arnold zeitweise zusammen mit ihrem senegalesischen Kollegen Moussa Sene Absa, der nicht nur als Künstler, sondern auch als wichtiger Filmemacher Afrikas bekannt ist( Auszeichnung "silberner Bär"). Gemeinsam schufen sie Bilder, die die unterschiedlichen Arbeitsweisen der beiden harmonisch zusammenführen und die  "integrative Qualität" von Kunst belegenIm Vorfeld der Dakar Art Biennale 2014, der nach Expertenmeinung zur Zeit bedeutendsten  Kunstschau in Afrika, fand in Popenguine  ein Workshop statt, bei dem gemeinsame  Arbeiten von Ulrike mit Moussa Sene Absa und einem weiteren senegalesischen Künstler, Zulu Mbaye entstanden und auch ausgestellt wurden in KER ABSA, Teil der DAK'OFF. Die in dieser transkulturellen Kooperation entstandenen Werke  sind z.Z in Deutschland zu sehen. Über diesen Workshop erschien eine Dokumentation mit dem Titel: Pour un Rendez-vous à Popenguine, Dak´Art 2014.Unmittelbar vor unserer Ausstellung wurden in Ludwigshafen bereits großformatige Arbeiten der der Künstler in der AusstellungKunst im Dialog – Moussa Sene Absa, Ulrike Arnold, Zulu Mbaye Theater im Pfalzbau, Ludwigshafen vom 19. Oktober - 13. November 2014 im Rahmen des Festivals »Africtions« gezeigt. An der 11. Biennale de l’ Art Africain Contemporain in Senegal nahm  Ulrike Arnold teil und zeigte im Musée Theodore Monod die in Popenguine entstandenen Arbeiten: Link zum Goethe Institut Ulrike Arnold hat gleichzeitig noch bis Januar 2015 eine große Retrospektive im Museum für Zeitgenössische Kunst in Santiago de Chile mit Bildern, die sie in der chilenischen Atacama-Wüste vor Ort geschaffen hat:
Ulrike Arnold – ATACAMA CIELO Y TIERRA, Museo Arte Contemporaneo, Santiago de Chile  25. September 2014 - 18. Januar 2015 Webseiten der Künstler: Moussa Sene Absa     Ulrike Arnold      Africtions
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ROLF KUHLMANN     ITALIENISCHE REISEN 05. 10.- 17.11. 2013
Einladung Gezeigt werden Bilder, Aquarelle von italienischen Landschaften und Orten,  die  schlummernde Sehnsüchte in uns wachrufen  und uns in der beginnenden Herbstzeit von sonnendurchflutetem mediterranen Arkadien träumen lassen.... Mit seinen kürzlich entstandenen  Bildern aus Venedig und Capri schlägt der in Köln lebende Künstler Rolf Kuhlmann  die Brücke von unseren bisherigen Ausstellungen mit Landschaften des  Nordens zu den arkadischen Sehnsuchtsorten des Südens, nach Capri und Venedig ...
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RIA HENNING-LOHMANN      Neue FOTOARBEITEN  17.08.- 22.09.2013


Ria Henning Lohmann ist ausgebildete Grafikerin und Künstlerin. Seit fast zehn Jahren lebt und arbeitet sie in Großzecher am Schaalsee.  Nach dem Design-Studium in Hamburg war sie für viele Jahre bei großen Verlagen im Bereich Gestaltung und Konzeption von Druckerzeugnissen verantwortlich tätig. Heute verbindet sie gekonnt die Buch- und Magazingestaltung mit der Aktivität als freie Künstlerin. Fotografie ist dabei der zentrale Teil ihrer künstlerischen Arbeiten.  Ihre neuen fotografischen Arbeiten die wir in der Schaalseegalerie ausstellen bieten uns großartige Einblicke in die vielen Facetten der Schaalsee-landschaften, die auf besondere Träger wie Bütten und Aluminium gedruckt sind und dadurch fast malerischen Klang erhalten.
Ihre Motive: Seit zehn Jahren streift die Künstlerin durch die vielgesichtige Naturlandschaft des Biosphärenreservats Schaalsee auf der Suche nach den vielfältigen Formen und Strukturen der Seenlandschaft. Auf dieser Motivpirsch entstanden zahlreiche digitale Aufnahmen der Wälder, Wege und ihrer Bewohner, den vielseitigen Erscheinungsformen von Wasser, Wolken, Vögeln, Bäumen, Sträuchern, Rinden, Wurzeln, Moose, Blumen, Gräser, Geröll und Erde. Sie bilden ihren natürlichen Motiv-Fundus.
Die so gefundenen Bilder gestaltet Ria Henning-Lohman am Bildschirm ihres Computers mit den aktuell verfügbaren Verfahren der digitalen Bildgestaltung sehr aufwändig um; formatiert, spiegelt und kombiniert sie neu. Spielerisch reiht sie die Bilder aneinander, stellt sie auf den Kopf, setzt sie spiegel- und seitenverkehrt fast bis zur Unerkennbarkeit der zugrundeliegenden Motive gegeneinander und passt sie minutiös perfekt wieder aneinander um so zur Abstraktion vom ursprünglichen Abbild zu gelangen.
Das was wir leicht übersehen führt Sie und vor Augen- oft durch Irritation die von Spiegelung und Wiederholung ausgelöst wird. Faszinierende Naturbilder, phantastische Foto-Montagen, Landschaftspuzzles mit enormer, fast sogartiger Tiefenwirkung und ornamentale, orientalisch anmutende Rätselbilder von großem ästhetischem Reiz sind so entstanden. Und in allen ist der Schaalsee und seine natürliche Umgebung als wichtigster Bestandteil, quasi als natürliche Ressource von Ria Henning-Lohmanns Kunst, präsent.
Dabei verlässt sie mit ihrer Technik den Entstehungshorizont durch die digitale Fotografie und ähnelt sich den Erscheinungsformen der Malerei an: Die Fotografie wird zur Malerei! Diese Bilder zwingen uns, genauer zu schauen, diese scheinbar bekannten Bildwelten der Landschaften am Schaalsee neu zu sehen, ihren Reiz in diesen ungewöhnlichen aber faszinierenden Formationen und Kombinationen noch weitere Male zu entdecken.
Beispielsweise entstanden diese Spiegelungen die je nach Disposition und Phantasie des Betrachters, etwas ganz anderes darstellen. Wie die Flügel eines Schmetterlings findet die Verdopplung in der Spiegelachse eine symmetrische Einheit. Zwei Seiten, Spiegel und Spiegelung. Auch mehrfach Spiegelungen sind zu entdecken. Der Spiegel funktioniert wie ein Vexierbild. Dem Auge des Betrachters eröffnet erst nach genauerem Suchen ein Bild. Das ist Teil der Bildmagie.


Claudia Bormann:  Neue Landschaftsbilder


Die in Ratzeburg lebende Künstlerin Claudia Bormann ist durch ihre großformatigen Landschaftsbilder weit über die Region hinaus bekannt. Seit vielen Jahren durchstreift die Künstlerin die Landschaften der hiesigen Seen. Ihre Eindrücke verarbeitet sie zu großformatigen Bildern, zu Szenen von geheimnisvollen Märchenwäldern mit See- und Flussufern, deren vibrierend-farbenfrohen Wasserreflexionen schon leicht ins Abstrakte gehen und an die Seerosenbilder des späten Claude Monet erinnern.
Im vergangenen Jahr hat sie den heimischen Schauplatz verlassen und die Wälder des Amazonas und die Landschaften Afrikas erkundet.
Die dort entdeckten Landschaften sind Inspiration zu einer umfangreichen Serie von Bildern, die erstmals in der Schaalseegalerie in Dargow gezeigt werden.


SUSANNE GRESSMANN 16.03. - 21.04.2013     Intelligenz der Schwärme?

Die Schaalseegalerie zeigt aktuelle Bilder der seit vielen Jahren in Hamburg lebenden Künstlerin Susanne Gressmann aus den Jahren 2006 - 2012.
Die aus Belgien stammende Künstlerin beschäftigt sich in ihren Arbeiten von jeher mit den subtilen Bewegungen und deren Ordnung in der Natur, den Variationen und vielfältigen Arrangements von Formen und Farben, zu denen diese inspiriert und vorbildhaft Pate steht.Die zarte Anmutung von Susanne Gressmanns Bildern beruht auf der fast ausschließlichen Verwendung von Kohle, Pastellfarben, Tusche und reinen Farbpigmenten auf Papier. Ihr Prinzip der flüchtigen Notation entspricht in seiner Leichtigkeit dem scheinbar vorläufigen Versuchscharakter der flüchtigen Bewegungen in einer sich andererseits statisch präsentierenden Natur.
Im abstrahierenden Nachvollzug erobert sie sich deren sichtbare und scheinbar unwiederbringlichen Veränderungen zurück und bannt sie auf einzigartige Weise zu subtil-zauberhaften Zeichen. Ihre Bilder bieten viel Raum für Assoziation über die Energie der sich selbst organisierenden Systeme, die uns Menschen jeden Tag aufs Neue beeindrucken. Es ist eine Form von Intelligenz: Alles hat scheinbar seine Ordnung, seine Reihung und sein Geheimnis. Darum geht es in den Bildern von Susanne Gressmann.
Ihre Bilder umkreisen die Vielschichtigkeit dieser intelligenten, synchronen Bewegungen, ihren Gleichklang und Rhythmus, aber auch den Wechsel und den Stillstand, die Verflechtung, Verbindungen und die Wiederholungen sowie ihr Zusammentreffen. Aus der Beobachtung der Intelligenz in der Natur heraus schafft Gressmann 'Montagen der Erinnerung'.


LOCUS AMOENUS:: Landschaften von UTE META KUEHN           26.01. - 03.03.2013

Der Locus Amoenus ist ein Ort, an dem die Dinge, sei es  ein Baum oder mehrere Bäume, eine Wiese, Quelle oder ein Bach, so angeordnet sind, dass wir uns zu Hause fühlen.
Was bewegt eine Künstlerin, deren Lebensalltag sich sonst im großstädtischen Umfeld abspielt, sich mit farbintensiven Ölbildern dem Thema Landschaft zu widmen, das in so eigenwillige Titel wie Blaues Moor, Ausblick in Grün, Rotes Feld, Straße und goldener Busch mündet?
Auf den ersten Blick sehen wir bunte Bäume, die es so nicht zu geben scheint; Felder, die so intensiv rot sind, wie sie uns kaum oder nur schwer vorstellbar sind; ein bläuliches Moor, das sich vor unseren Augen beredsam in die Tiefe ausdehnt, um uns einzuflüstern: so habt ihr mich noch nie gesehen, aber es ist möglich - schaut nur genau hin! Genau dort, in der Aufforderung zum Vergleich mit dem „normalen“ Sehen, liegt die suggestive Kraft dieser ungewöhnlichen Landschafts- und Naturbilder.  Folgt man den Äußerungen der Hamburger Künstlerin, so verdichten sich in ihnen Erinnerungen an ihre eigenen Seheindrücke aus Kindheit und Jugend aus Urlauben und Erholungspausen ihres Lebens. Eindrücke, die schweigend auf der Seele lagen und nach Ausdruck verlangten und nun in diesen Bildern bravourös zum Vorschein gebracht wurden.
Es sind Eindrücke, die an spezifisch norddeutsche Landschaften gebunden sind: alleine Bildtitel wie Der Bohlenweg am Wittenmoor,  Das Vorland oder einfach als „Meer“ bezeichnete Bilder der Nordsee bezeugen, woher Ute Meta Kühn ihre Inspiration bezieht. Kleine Paradiese mit deren ganz eigener, durchaus rauher Charakteristik ohne jede süßliche Idyllik auf das ihr Wesentliches reduziert in sanftem, expressivem Gestus. Seit ihrer Kindheit faszinieren sie die Landschaften an Nord- und Ostsee, die von Heide umgebenen Mooren, in denen Wollgräser, Torfmoose und Schwingrasen sich mit zu einem Mosaik aus offenen Wasserflächen, Feuchtwiesen und Wald zusammensetzen.
Ute Meta Kühns Verständnis für die Struktur dieser Landschaften ist enorm, die Gestaltung der eigenwilligen Formengebilde ist erstaunlich. Sie irritiert alleine durch die Komposition der Farben. Nichts ist mathematisch ausgeklügelt, sondern malerisch präzise umgesetzt. Sie lenkt den Blick des Betrachters deutlich auf das für sie Wesentliche in der Natur. „Die Polarität zwischen Leben und Tod liegt im System Moorlandschaft dicht beieinander. Ein sensibles Ökosystem, das bedrohlich und anmutend schön sein kann, bringe ich mit lichten expressiven Farben auf die Leinwand“, so die Künstlerin selbst. Ihre Malerei des vermeintlich Unscheinbaren macht deutlich wie sehr wir diese Bilder benötigen, um die bekannten Dinge um uns herum immer wieder neu sehen zu lernen. Sie hat in Nordfriesland im Christian-Albrechts-Koog dann in Neukirchen auf einer Warft und später auf der Hallig Langeneß ihre Kindheit verbracht. In Hamburg studierte sie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften bei Professor Manfred Großmann und Prof. Rüdiger Stoye. Seit 2005 hat sie ein Atelier in Hamburg, sowie zahlreiche Ausstellungen.
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HERBSTAUSSTELLUNG MIT ARBEITEN VON: ULRIKE ARNOLD + EVE DORIS BOEHM + SUSANNE GRESSMANN + UDO GOTTFRIED +RIA HENNING-LOHMANN + ERNST HESSE + MANFRED MÜLLER + MARC VAN DEN BROEK + HELGA WEIHS


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ERNST HESSE     ZEICHNUNGEN UND COLLAGEN. 8. Juli – 12. August 2012


Ernst Hesse, geboren in Düsseldorf, studierte bei Prof. Klaus Rinke und Prof. Erich Reusch an der Kunstakademie Düsseldorf. Der international bekannte Bildhauer, Zeichner und Fotokünstler erforscht auf seinen Reisen die Kunst anderer Kulturen und erarbeitet sie für sich parallel in interdisziplinären Aktionen und kommunikativen Kunstprojekten. In seinem plastischen Werk verbindet er scheinbar Unvereinbares wie Leichtigkeit und Schwere, Bewegung und Ruhe, Malerisches und Architektonisch-Konstruktives.
In seinen Werken lotet er elementarisch die Gestalt der Wirklichkeit aus. Deren auf geometrische Formen reduzierte Segmente und konstruktive Grundkonstanten wie Kugel, Kreis, Schale, Kegel, Ellipse und Würfel liefern dem Bildhauer endlosen gestalterischen Stoff für die vorrangig in Eisen und Bronze gearbeiteten Skulpturen; seltener werden Gipsformen mit deren besonderer Haptik und dem besonderen Tonus dieser Materialität ausgestellt.
Zeichnungen begleiten Hesses skulpturales Werk nicht nur als Skizzen- und Entwurfillustration sondern als eigenständiger Arbeitsbereich, der sich für gestalterische Experimente offen hält. Die jüngsten, im laufenden Jahre entstandenen Zeichnungen/Collagen werden in der Ausstellung der Schaalseegalerie zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.
Im  Wechselspiel von Materialien und Formkonstellationen betritt Ernst Hesse zeichnerisches Neuland. Neben verschiedenen Papieren als Bildträger überrascht er durch die Verwendung von bedruckten Overheadfolien und sogar Leinwand als Zeichengrund. Auf ihnen schichtet er digital generierte Skizzen, geometrische Grundformen, gestische Liniengespinste, transparente und andere Materialien in Cut-out-Technik, perspektivische Verschiebungen und neue Ornamentik bewusst zur Irritation instrumentalisierend.
Er transformiert die Beschränkungen der Zeichnung und nähert sich so virtuell seinem skulpturalen Schaffen wieder an, indem er über die Kombination der zeichnerischen und der Collagen -Technik eine Erweiterung des Bildraumes und Plastizität materiell erzeugt. Diese verweist wiederum auf das skulpturale Schaffen Ernst Hesses, auf dessen Entdeckung es neugierig macht.

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UDO GOTTFRIED         GO 2011

„Ludo ergo sum – Ich spiele, also bin ich“  Die Abwandlung des berühmten Mottos von Descartes steht programmatisch und in bewusster Konkurrenz zu dessen Motto “Cogito ergo sum“ (ich denke, also bin ich), der zweifelhaftesten aller Inkunabeln der Neuzeit, über dem künstlerischen Schaffen Udo Gottfrieds.
Geben sie Udo Gottfried irgendein Material, eine Situation, eine Aufgabe – es wird garantiert ein Kunstwerk daraus entstehen: verspielt, lyrisch, poetisch, auf jeden Fall qualitativ hochwertig, auf gänzlich unprätentiösem Wege, angstfrei und spielerisch fantasievoll in der Auswahl der Technik, souverän in der Wahl der benötigten Werkzeuge - seien es Aquarellpinsel oder Motorsäge. Ingeniosität ohne methodisch wissenschaftlichen Anspruch, aus künstlerischer Intention, pur, unverstellt, manche sagen naiv. Aber welch ästhetischer Kosmos aus solcher Naivetät entstehen kann!!
"Alle meine künstlerischen FORMULIERUNGEN sind Annäherungen an die WELT, oft spielerisch und meist jenseits begrifflicher Formulierbarkeit. Ich "spiele", also bin ich. Mein emotionaler Seinszustand sucht seine visuelle materielle Entsprechung. Es ist ein ständiges lustvolles AUF-MICH-ZU-GEHEN, auch wenn ich mir dabei ab und zu selbst im Wege stehe.“  „KUNST-MACHEN ist wie ein nicht enden wollendes SELBST-GESPRÄCH."Udo Gottfried lebt und arbeitet in Wiesbaden. Arbeiten in öffentlichen Sammlungen: Kulturamt der Stadt Wiesbaden, Landeszentralbank Rheinland-Pfalz, Deutsche Bank Wiesbaden, Nassauische Sparkasse Wiesbaden, Frankfurter Sparkasse 1822, Landesmuseum Rheinland-Pfalz, Mainz Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Wiesbadener Volksbank, Staatskanzlei Hessen, Brita-Arena in Wiesbaden.

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MANFRED    MÜLLER            WERKGRUPPEN     2011
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Gezeigt werden vier Werkgruppen des in Los Angeles lebenden Künstlers Manfred Müller, Schüler von Erwin Heerich. Von Anfang an interessierte ihn die Beziehung zwischen Architektur und Skulptur. Thematisch oszillieren seine Werkgruppen um den Wahrnehmungshorizont, den der Raum und räumliche Formationen wie Körperhüllen und klassische Grundformen in seinen Facetten und seinen Grenzen anbietet.In der Serie Any Given Shape 1 – 6 von 1998 klingt bereits das Grundthema Manfred Müllers durch: Ausgehend jeweils von einer formal sehr einfachen schwarzen Grundfigur wird der Raum jedes Mal neu erschlossen und variierend definiert.Die Preludes (2004-2008) sind plastisch wirkende Objekte aus roter, blauer oder gelber Ölfarbe auf Filzpapier. Sie erinnern an Musterschnitte und Gewandformen. Manfred Müller nennt Sie coats / Mäntel. Einfache geometrische Figuren wie halbe und ganze Kreise sind in die Hülle eingeschnitzt und ausgestanzt. Der Künstler wird zum Choreografen & Operateur, die Mäntel in ihrer Assoziation mit menschlicher Haut zur dreidimensionalen Bühne und zum Operationsfeld. Flächen überlagern sich, scheinen ineinander geschichtet und geklappt und bilden so neue, komplexe Räume. Orte einer körpernahen Erinnerung, elementare Erfahrungsparadigmen eines jeden Menschen.
Inspiriert von seiner Ausstellung 1999 in Mexiko City im „Palacio de Memoria“, entstand 2004/2005 die gleichnamige Serie Palacio de Memoria. Schwarze, halbkugelförmige Formen aus Ölkreide schweben in tiefen, rot aufgerissenen Farbräumen. Die aus der Perfektion des Kreises entwickelte Form der Schale bestimmt die plastische Dimension und Tiefe dieser Raumbilder. Sie sind dynamisch in die oszilliernde Farbwelt hineingestreut, erzeugen vages, fragiles Gleichgewicht und Zeitlichkeit. Seit seiner ersten Ausstellung 1983 in der Kunsthalle Düsseldorf hält sich die Schale in Manfred Müllers Werk als konsequente elementare Form. Auch in den „Mänteln“ sind sie präsent, dort allerdings nicht als addierte räumliche Objekte, sondern als subtrahierte Fehlstücke, als Einschnitte und Aussparungen.
In der Anfang dieses Jahres (2011) enstandenen Alinari-Serie kombiniert Manfred Müller Offsetdrucke historischer Fotografien mit roten Farbflächen aus Leinöl auf Bristolpapier. Die Serie mit italienischen Architekturmotiven des berühmten Mailänder Alinari - Studios aus dem neunzehnten Jahrhundert hat visuell nachhaltig die romantisch verklärte Italiensicht und Sehnsucht unterstützt. Die Idyllen von damals, die diese Fotografien uns vorspiegelten, wird durch alarmrote Farbschlieren und Flächen abgesetzt und irritiert: das Trügerisch-Schöne der verklärten Idyllen wird so vehement gebrochen, das Inhaltlichen zum Formalen.Manfred Müllers zweidimensionale, am Tafelbild orientierten Objekte zeigen alle gemeinsam die Tendenz, die Beschränkung ebenjener Zweidimensionalität zu sprengen, indem sie sich real (plastisch) und symbolisch (als Architektur, die sich scheinbar gegen die roten Flächen behaupten muss) aus der Fläche in den Raum hinaustreten: Form sucht Raum! Dabei entstehen beunruhigend-ruhige Raumbilder, virtuelle Skulpturen, die zu Meditation und Kontemplation aufrufen, gleichzeitig aber auch irrritieren durch ihre nur scheinbare Einfachheit. (I.L. S)
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MARC  VAN  DEN  BROEK    TUSCHESPUREN


Tuschespuren (Bokuseki) Während die klassische japanische Kalligraphie / Shodo sich meditierend auf japanische Schriftzeichen stützt, entstanden Marc van den Broeks Tuschespuren aus der Abstraktionstradition westlicher Tradition und ähneln sich eher dem Zenga-Stil japanischer Zen-Mönche an. Marc van den Broek, bekannter für seine kinetischen Skulpturen und Flugobjekte, ließ bewusst seine eigene Gestaltungstradition am Ende einer überwiegend skulpturalen Gestaltungsperiode hinter sich, um für sich Kunst und Gestaltungsprozesse überhaupt neu zu definieren- er fand es in der meditativen Auseinandersetzung mit der reinen Form bei Reduktion der gestalterischen Mittel auf das absolute Minimum: Pinsel Papier und selbsthergestellte Tusche bei gleichzeitigem Verzicht auf Farbenreichtum und Dreidimensionalität.  Reduktion als Gestaltungs und Reflexionsprinzip als Innehalten, Entleeren aller vorherigen Formen... Für Marc van den Broek sind die Bokuseki ein großes Innehalten in seiner eigenen Gestaltungshistorie, eine Art Verschnaufpause nach den tonnenschweren kinetischen Plastiken der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts, nach seinem letzten Werk: der Unabhängigkeitserklärung und vor seinem Umzug nach New York, wo er gestalterisch und malerisch ganz neue Wege ging. Die Tuschespuren markieren einen Punkt in seiner Karriere, die Abschluss und Neubeginn zugleich markieren. Sie sind individuellster und abstraktester Ausdruck einer künstlerischen Selbstreflexion und Metamorphose, die den Weg öffnete für Neues, Unbekanntes.Rückblickend haben die Werke aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nichts von ihrer Kraft verloren und stehen den Bokuseki großer japanischer Meister in nichts nach!
„Tuschespuren“ sind „keine Schönschrift; sie sind etwas, das vom Urgrund kommt“ – oder im den Worten eines Künstlerfreundes von Marc van den Broek: „Wir malen die Schatten und meinen das Licht!“ (ILS)

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ULRIKE ARNOLD   Erdgestein und Sternenstaub  23.04. - 05.06.2011


Ulrike Arnolds Material ist die Erde – weltweit ausgesucht in Armenien, auf den kanarischen Inseln, in Brasilien und den Canyons von Arizona, Utah und New Mexiko. Mit diesen vor Ort ausgegrabenen Erden, Mineralien, Steinstäuben malt sie an ihren Fundorten ihre abstrakt-lyrischen Landschaftsportraits und spürt in ihnen der Besonderheit und Komplexität archaischer Landschaften und magischer Stätten intuitiv nach.
Das Bild „Bisbee, Arizona“ der Eduard von der Heydt-Preisträgerin z.B. entstand aus den farbigen Böden Arizonas an der Grenze zu den Bergen Mexikos – grüner Malachit, Chrysokoll, Eisenoxyd- und schwefelhaltige Erde sowie blauer Azurit prägen die farbige Materialität des Bildes aus dem Charakter der bizarren Landschaften Arizonas, wo sie in Flagstaff im Grand Canyon seit einigen Jahren immer wieder residiert und die Farben dieser Landschaft intensiv nutzt.
In ihren jüngsten Werken geht die 1950 in Düsseldorf geborene Künstlerin noch einen gigantischen Schritt weiter, indem sie statt der erdgebundenen Stoffe mit Meteoritenstaub arbeitet, den sie von den diversesten Fundorten der Erde bezieht – u.a. aus China, Namibia, New Mexico und Argentinien - ein Schritt, den sie dem zufälligen Zusammentreffen mit dem berühmten Meteoritenforscher Marvin Killgore aus Arizona verdankt (Ulrike Arnold: “Es gibt keine Zufälle!”) und der ihre neuesten Arbeiten mit dem geheimnisvollen Zauber dieses aus dem Asteroidengürtel stammenden Materials tränkt! ILS